Spirituosen (lat.: spiritus = Geist) sind alkoholhaltige Flüssigkeiten, die zum menschlichen Genuss bestimmt sind und einen Mindestalkoholgehalt von 15 Volumenprozent aufweisen. Soviel zur Theorie. Was allerdings die Brände von Max Coreth so einzigartig macht, hat nichts mit Genuss zu tun. Sondern mit Hochgenuss.
Die Kunst der Edelbranderzeugung besteht darin, das sortentypische Aroma, den Geschmack – ja mehr noch: das eigentliche Wesen der Frucht – ins Destillat übergehen zu lassen. Ein echter Obstbrand ist somit die hochkonzentrierte Essenz einer Vielzahl an Früchten. Als der Salzburger Maximilian Coreth und der Wiener Nikolaus Prachensky beschlossen, ihre Vision von perfekten und gleichzeitig exotischen Edelbränden in die Tat umzusetzen, war dies die Geburtsstunde eines einzigartigen Projekts: die faszinierende, geschmackliche Kraft und Vielfalt thailändischer Früchte erstmals direkt vor Ort zu Destillaten von herausragender Qualität zu verarbeiten. Heute sind Coreth und Prachensky nach einhelliger und internationaler Fachmeinung Produzenten von Edelbränden, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Dass dem so ist, liegt einerseits an Coreths Nachbar und Lehrmeister im oberösterreichischen Wallern, dem legendären Edelbrenner Josef Hochmair vom Malznerhof. Und andererseits an einer prominenten alten Dame, nämlich Coreths Großmutter: Fürstin „Manni“ Sayn-Wittgenstein kennt man als Fotografin („Mamarazza“) und Gastgeberin großer Partys während der Salzburger Festspiele. Sie wiederum kennt Sirikit, die Königin von Thailand: Die Fürstin und die Königin sind seit Jahren freundschaftlich verbunden. Wer annimmt, dass Maximilian Coreths Tätigkeit als thailändischer Honorarkonsul in Salzburg damit in Verbindung steht, wird nicht ganz falsch liegen. stil&wert traf Maximilian Coreth zu einem sehr persönlichen Gespräch über die hohe Kunst des Destillierens.
Alexander Kurz: Herr Coreth, wie kam es eigentlich zu Ihrer „exotischen“ Geschäftsidee?
Max Coreth: Also wir haben vor gut zehn Jahren die Idee gehabt, erstmalig weltweit aus vollreifen, tropischen Früchten wirklich feine Destillate zu produzieren. So wie wir das aus unserer Heimat Österreich kannten – eben mit der guten deutschen Brenntechnologie, aber mit unserem Know-how und unserer jahrhundertealten Tradition zum Obstbrennen. Das alles haben wir in den Norden Thailands, in die wunderschöne Provinz Chiang Mai an den Ausläufern des Himalayas verfrachtet. Wir produzieren ausschließlich dort und haben dort auch unsere Brennerei inmitten der „Royal Organic Fruit Gardens“ angesiedelt. So sind die Transportwege möglichst kurz, und wir können gewährleisten, dass das Obst auch wirklich bis zum Vollreifezeitpunkt am Baum bleibt und erst dann geerntet beziehungsweise unmittelbar darauf verarbeitet wird.
Welche speziellen Obstsorten werden denn für Ihre international vielfach ausgezeichneten Brände verarbeitet?
Wir haben bis dato zirka 30 verschiedene Obstsorten in Angriff genommen, wobei jede Sorte ja auch noch Untergruppierungen hat. Wir haben in Thailand bis zu 40 verschiedene Bananensorten – das kann man sich fast nicht vorstellen. Oder 20 verschiedene Ananassorten. Und weil es weltweit in puncto Schnapsbrennen diesbezüglich eben noch keine Erfahrungen gegeben hat, haben wir uns hier wirklich langsam herangetastet: Nach dem „Trial and Error“-Prinzip suchten wir gezielt nach der bestgeeigneten Banane. Und der besten Ananas, Litschi, Passionsfrucht, Tangerine oder Mango. Bei der Mango zum Beispiel brennen wir eine Sorte, die Nam Dok Mai heißt, hierzulande auch als Flugmango bekannt.
Wie muss man sich die Produktion für solche hochwertigen Spirituosen in einem doch sehr exotischen Land vorstellen?
Wir beschäftigen in der Produktion acht Personen fix und auf Tageslohnbasis bis zu 120 Schälerinnen und Schäler. Das ist absolut nötig bei der Produktion unserer Destillate, weil wir ja im Gegensatz zu hier in Österreich jedes Obst händisch schälen und entsteinen müssen. Das bedeutet einen hohen Zeitaufwand und verteuert auch die Produktion, obwohl sie in Thailand angesiedelt ist. Aber müsste man das Ganze hier bei uns produzieren, dann käme eine Flasche Litschi oder Passionfruit auf über 1.000 Euro „im Regal“. Aber das ist natürlich nicht bezahlbar. Und es macht auch keinen Sinn, weil man bei unseren Qualitätsansprüchen das Obst immer vor Ort, wo es auch wirklich wächst, zu verarbeiten hat.
Findet die Abfüllung ebenfalls in Thailand statt? Und was sind denn die beliebtesten Objekte der Begierde?
Ja, natürlich, das passiert alles bei uns im Haus. Übrigens: Die edle Verpackung wurde in enger Zusammenarbeit mit Österreichs renommierter Designschmiede „Spirit Design“ entwickelt und mit dem „Red Dot Design Award“ ausgezeichnet. Sie eignet sich daher bestens als Geschenk, das Freude und Überraschung hervorruft. Wir produzieren im Jahr bis zu 30.000 Flaschen, das sind ca. 7.000 bis 8.000 Liter. Aber mal ganz ehrlich: Man kann bis heute nicht wirklich einschätzen, welche Sorten am besten gehen. Das ist von Jahr zu Jahr verschieden und hängt laut unseren Dokumentationen auch ein bisschen von dem einen oder anderen Markt sowie der Jahreszeit ab. Generell kommen die Litschi und die Passionfruit sehr, sehr gut an.
Also sind das aktuell die Renner?
Ja, das kann man durchaus so sagen. Und die sind auch das Exklusivste aus unserer Produktpalette.
Dann interessiert uns natürlich, was so eine Flasche kostet.
Das hängt natürlich von der Frucht ab, die wir verarbeiten. Banane ist günstiger, Litschi und Passionfruit etwas teurer, da ja bis zu 50 kg für eine 0,35 l‑Flasche benötigt werden. Das Ergebnis ist ja wirklich was ganz, ganz Feines und Außergewöhnliches für besondere Stunden.
Wo werden denn diese destillierten Köstlichkeiten vertrieben?
Wir haben vor 6 Jahren in Asien begonnen. Zunächst einmal in unserer Wahlheimat Thailand – wir sind dann auch nach Singapur und Hongkong gegangen. Mittlerweile ist unsere Marke auch in China erhältlich, und wir sind gerade dabei, Japan zu erschließen. Den asiatischen Markt bearbeitet mein lieber Freund und Partner Nikolaus Prachensky, der seit über 30 Jahren in Thailand lebt und von dort aus auch das tägliche Geschäft in der Brennerei besorgt und sie führt. Ich bin jetzt mehr und mehr in Europa unterwegs, um unsere Produkte hier zu platzieren.
Und wo ist die Marke schon vertreten?
In Europa sind wir von meiner Heimat Salzburg ausgehend zunächst einmal in ganz Österreich gestartet, dann ist Südtirol dazugekommen. Auch in Norditalien und Deutschland sind wir schon stark verbreitet. Hier war Michael Käfer in München mein erster Händler. Der wollte uns unbedingt haben – aber eben mit der Auflage, dass er der Erste in Deutschland ist. Und so gehe ich nach und nach in Deutschland Richtung Norden.
Werden auch die wichtigen „Gourmet-Hauptstädte“ in Angriff genommen? London und Kopenhagen vielleicht?
Ganz genau! Kopenhagen bis jetzt zwar noch nicht, wird aber kommen. Russland steht jetzt unmittelbar bevor. Aber es ist für mich auch etwas schwierig, als „One-Man-Show“ ganz Europa aufzubauen. Aber London mit seiner Vielzahl an innovativen Cocktailbars und Restaurants ist für uns jetzt der absolut interessanteste Markt. Natürlich ist auch Mitteleuropa ganz wunderbar. Hier waren wir ja von Anfang an bei den Obauers, im Hangar 7 und im Tantris in München. Das war ganz bewusst eine „Top- Down“-Produkteinführung für den alpenländischen Raum. Mittlerweile sind wir sehr beliebt in diesen High- End-Gourmet-Restaurants, aber auch in Restaurants, die zwar eine ausgewählte Destillat-Karte, aber nicht unbedingt zwei Hauben haben. Das hat mich eigentlich sehr verwundert. Ähnlich ist es im Konsumenten- Markt. Hier gibt es diejenigen, die unsere Destillate schon allein aufgrund der hochwertigen Verpackung kaufen. Sie werden ja immer in einer Holzkiste geliefert und sind mit einem Edelstahlausgießer, der wiederum in ein feines Säckchen aus Seide eingebettet ist, ausgestattet. Auch die ganze Kommunikation rund um das Produkt ist sehr hochwertig. Auf der anderen Seite kaufen uns eben wirkliche Destillat-Liebhaber, also echte Kenner der Materie, weil unsere Komposition sie so fasziniert.
Was ist mit dem Riesenmarkt Amerika?
Amerika ist ein gewaltiger und auch sehr interessanter, aber eben sehr diffiziler Markt. Man hat dort einfach Gourmet-Hotspots, die wir dann auch fokussieren werden. Hier spielt in erster Linie New York für uns eine große Rolle, weil dort unser mittlerweile sehr liebgewonnener Freund Alan Katz – der Chief Mixologist von Southern Wine & Spirits, dem größten Getränke- und Spirituosenvertrieb der USA – ansässig ist und unsere Produkte dort nach und nach als absoluten Geheimtipp einführt. Der gute Alan hat uns immer wieder in den letzten Jahren mit sogenannten Food-Hunters besucht, wenn die gerade irgendwelche orangen Froschschenkel im laotischen Dschungel gesucht haben. Dann hörten sie von den zwei verrückten Österreichern, die im Dschungel Thailands die interessantesten Destillate der Welt produzieren. Daraufhin haben wir enge Bande geknüpft – und Alan hat immer wieder Samples von unseren Destillaten nach New York mitgenommen. Im Big Apple hat er dann mit unseren Destillaten als Ingredienzen wirklich ganz, ganz feine Cocktails kreiert, die sich auf unserer Website finden: www.1772.at
Das schmeckt nach Erfolg! Danke – und er gibt uns Recht. Herr Coreth, vielen Dank für das Interview und Ihre Zeit.